In der Nacht zum 21. April 2001 wurde die Sajathütte von einer Lawine zerstört.

In der Nacht zum 21. April 2001 bricht vom Kranz der Dreitausender um das 2600 Meter hoch gelegene Sajatkar eine 70 bis 80 Meter breite Lawine ab. Sie rast mit etwa 200 Stundenkilometern auf die Sajathütte zu und reißt sie bis auf die Grundmauern nieder. Die Trümmer verteilen sich im Lawinenkegel am Hang. Danach ist wieder Stille in den Bergen. Am nächsten Morgen weiß noch niemand, dass es diese Kultstätte für Hochgebirgswanderer nicht mehr gibt. 

Matratzen im Schnee

An diesem Morgen setzt Friedl Kratzer seinen Schneepflug in Gang, denn auch der Weg zur Talstation muss freigehalten werden. Auf einmal stoppt Friedl. Im Zopsengraben ragt etwas aus dem Schnee. Er steigt ab und sieht genauer nach. Es trifft ihn wie ein Schlag: Da liegen Matratzen, Bettwäsche, Isoliermaterial. Er kennt alles genau; es stammt aus der Sajathütte. Kein Zweifel. Irgend etwas muss dort oben passiert sein. Voller Panik hetzt er zurück in sein Haus. Seine Söhne alarmieren die Flugeinsatzstelle in Nikolsdorf. Zufällig ist dort der Hubschrauber des Innenministeriums für eine Woche stationiert. Pilot Walter Strolz (ganz herzlichen Dank, lieber Walter Strolz!) unternimmt unbürokratisch einen Erkundungsflug Richtung Sajathütte. Mit an Bord Postkommandant Alois Riepler von Matrei und die beiden Kratzer-Söhne Siegi und Stefan. Stefan ist seit Jahresbeginn 2001 der neue Hüttenwirt. Doch wegen dichten Nebels (ab 1800 m) und Schneefall kommen sie nicht an die Hütte heran.

Erst am Sonntag Vormittag wird die böse Vorahnung zur Gewissheit. Ein Flug mit den Alpingendarmen macht erste Videoaufnahmen möglich. Entsetzt erkennen Sigi und Stefan das Ausmaß des Unglücks: Von dem großen Schutzhaus mit den zwei geräumigen Stuben sind nur noch ca. ein Meter Grundmauern auszumachen. Zwischen Scherneskopf und Kreuzspitze ist die ein Meter hohe und 300 Meter breite Abrisskante der Lawine zu sehen. Sie muss mit einer ungeheuren Geschwindigkeit in Richtung Sajathütte geschossen sein, über ein flaches Stück von 300-400 m Länge und über eine kleine Geländekuppe hinter der Hütte. Und dann direkt auf die Hütte zu. "Das war wie eine Explosion", sagt Friedl. "Ich hätte das nie für möglich gehalten!" In knapp drei Sekunden war Friedls Lebenswerk zerstört. 

Notbetrieb im Sommer 2001

Die ca. 30 m weit entfernte Bergstation der Materialseilbahn blieb von der ganzen Katastrophe Gott sei Dank verschont. "Es ist nicht möglich, eine Hütte in so großer Höhe gegen Lawinen zu versichern", sagt Friedl. Der Schaden: 15 Millionen ÖS. Deshalb wurde ein Spendenkonto eingerichtet.

Schon am Tag nach dem Unglück setzte die Familie sich zusammen und schmiedete Pläne für den Wiederaufbau. Derweil verbreitete sich die Nachricht von der Zerstörung im Internet und bis nach Deutschland.